Heroes Corner -
Comics between Heaven and Hell
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Erinnerungen an den wohl
kleinsten,
verrücktesten und coolsten Comicladen der Welt
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von
Oliver Gatzke
Star Wars Figuren die 3 mal soviel
wie
in anderen Läden kosteten, ein Abo Fach das sich permanent wie von
Geisterhand füllte (ohne etwas bestellt zu haben) und ein Verkäufer
der mit seiner Körperfülle über den Laden thronte wie ein
Mafiapate über seine Familie. Das war Heroes Corner in unserer
beschaulichen Kleinstadt Verden. Ein
Comicladen dessen Fläche gerade mal geschätzte 8 m²
umfasste, alles andere als günstig und fair zu seinen Kunden war
aber dennoch vor Ort eine ganze Generation von Comicnerds prägte und
im ganzen Landkreis bekannt war wie ein bunter Hund.
Nie
werden wir jenen Tag im Juni 1997 vergessen, an dem wir uns zur
Domweih (Unser jährliches Volksfest vor Ort) aufmachten und am Ende
in den 4 Wänden des neu entdeckten Heroes Corner das Comicangebot
durchstöberten. Dies geschah nicht nur unter den wachsamen Augen des
markanten Verkäufers, sondern auch unter Beobachtung einer Vielzahl
merkwürdiger Gestalten, welche sich, wie wir bei künftigen
Besuchern heraus finden sollten, tagtäglich im Laden einfanden um
sich Planlos in die Ecke zu stellen.
Geschäftsführer
und zugleich Verkäufer war Heiner H., ein etwas korpulenter, stets
kompetent in roten T-Shirt, schwarzer Jogginghose und Turnschuhen
eingekleideter Herr. Wie kein zweiter verstand er es mit seiner
kommunikativen Art und einer unglaublichen Mischung aus
Verkaufsgeschick und Überredungskunst selbst erwachsenen Männer in
der Sonne ausgeblichene und völlig verstaubte Sailor Moon Mangas für
das Doppelte des ausgeschriebenen Verkaufspreises zu verkaufen. So
ergab
es sich dann auch, das man zu Heroes Corner irgendwann nicht mehr
wegen dessen Warenangebot ging, sondern um sich mit Heiner auf einen
Plausch zu treffen.
Obwohl
ich mich, nach vielen Jahren als Stammkunde, 2003 nicht gerade in
Freundschaft vom Laden verabschiedete, überwiegen heute doch die
positiven Erinnerungen an unzählige verrückte wie amüsanten
Momente in Heroes Corner. So in etwa war man als Stammkunde dazu
verpflichtet, bei besonderen Ereignissen wie Geburtstage, Hochzeiten
und bestandenen Prüfungen immer eine Lokalrunde Kuchen zu schmeißen,
welche dann zum größten Teil im Magen des Verkäufers selbst
landete. Auch wurde man als Kunde immer wieder dazu verpflichtet,
Müllermilch im nahegelegenen Supermarkt zu kaufen und Kaffee zu
kochen. Zum Glück dosierte ich das Pulver bei meinen Kaffeedienst
immer so stark, das ich schnell der Pflicht enthoben wurde.
Nicht
minder spannend war zudem auch die große Vielzahl von Kunden
unterschiedlichster Art. Die Palette reichte dabei vom einfachen
Schulkind auf der Suche nach Pokemon Karten, über ernsthafte
Comicsammler die es stets auf ganz bestimmte Stücke abgesehen hatten,
bis hin zu allerlei bizarren
Gestalten die zwar nie etwas kauften, aber ihre gesamte Freizeit
Kette rauchend vor dem Laden verbrachten. Nicht selten kam es vor,
das sich so ganze 4 bis 5 Leute vor dem kleinen Häuschen versammelten
und den Eingang blockierten, weswegen Sie immer wieder vom Verkäufer
auseinander getrieben werden mussten. Verscheucht hat Heiner H. Sie
aber nie, was wohl auch an seiner geselliger Art gelegen haben mag.
Zu gerne versammelte er Leute um sich und gab kostenlose Tipps für
alle Lebenslagen. So kam es auch, das man als minderjähriger,
pupertierender
Jugendlicher bei Problemen mit der Familie nicht zu Freunden ging,
sondern sich stets Rat bei ihm holte. Und so bizarr es dabei auch
klingen mag, oft haben seine Ratschläge im Leben eines Hormon
gesteuerten Minderjährigen wirklich sehr geholfen.
Nachdem
Heroes Corner sich im Jahre 2002 mit Tonwellen, ein Fachgeschäft für
den An und Verkauf von Musikträgern aller Art, zusammen tat und seinen
Standort von der Zollstraße in die Obere Straße, in Nähe der Verdener
Fußgänger Zone verlegte, wuchs auch
seine Verkaufsfläche. Durch die starke Konkurrenz des
Internets war es allerdings bereits damals nicht besonders gut um den
Umsatz des neuen Geschäftspartners bestellt. Und so ging man schon
wenig später wieder getrennte Wege. Während Tonwellen verschwand
(Heute befindet sich in den Lokalitäten ein Fachgeschäft für
Pferdesport Artikel), verschlug es Heroes Corner zurück zur alten
Adresse in der Zollstraße. Allerdings lief es auch hier wohl nicht
mehr so rosig wie zu Anfangszeiten. Laufkundschaft blieb immer mehr
aus, viele Stammkunden fielen mit der Zeit weg und auch das Internet
wurde hier immer mehr zum ernsthaften Kontrahenten. So kam es dann
auch,
das Heiner H. das Ladengeschäft von Heroes Corner einige Jahre später
(Ca. 2006 – 2007) aufgab und seine Waren nur noch an eine sehr
kleine Stammkundschaft von Zuhause aus verkaufte. Dies endete im
Oktober 2008 schließlich mit seinem tragischen Tod.
Das
kleine Heroes Corner Häuschen stand mit seiner Spider-man Schaufenster
Dekoration noch über viele Jahre völlig leer und verlassenen in
der Zollstraße, ehe es für den Bau eines Lidl Discounter 2011
abgerissen
wurde. Heute befindet sich an dem Platz, wo Heroes Corners einst stand,
die übergroße Lieferanten Einfahrt des Discounters.
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Oft
erinnern wir uns auch Heute noch an die wunderbaren und immer höchst
amüsanten Besuche im Laden. Zeiten in denen wir Comics wie Spawn,
Captain America und Die Fantastischen Vier stapelweise verschlungen und
dabei von Heiner H. unentwegt mit dem Neusten vom Neuen in Sachen
Comics,
Actionfiguren und Filmen versorgt wurden. Hätte man uns dabei zudem in
Heroes
Corner nicht ebenfalls so unentwegt mit miesen VHS Kopien von den
übelsten
Splatterfilmen versorgt, die der Markt damals hergab, wer weiss ob es
diese Internetseite jemals gegeben hätte. Trotz unverschähmten Preisen
von 30 DM pro Kopie, wurden wir nämlich von Heroes Corner mit geradezu
vaterlicher Liebe stets in unseren Hobbies und Interessen gefördert und
massiv im Konsum gestärkt. Um
Heroes Corner Verkäufer und Geschäftsführer Heiner H. unseren Dank
zu erweisen und sein Andenken zu bewahren, ist es mittlerweile eine
Tradition unter uns Freunden geworden, am alten Standort Blumen
nieder zulegen (Welche stets wenig später von verwunderten Lidl
Angestellten gefühllos in den Müll geworfen werden).
Hinweis
in eigener Sache: Dieser Text beruht auf meinen persönlichen
Erinnerungen und Erzählungen von Freunden. Daher können sich Fehler bei
zeitlichen Abläufen, der Deutung von Ereignissen etc. eingeschlichen
haben. Sollte dies der Fall sein, bitte ich um einen Hinweis um eine
Korrektur vornehmen zu können.
©
Bildmaterial Klaus Holicki, Oliver Gatzke