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Blade of the Immortal

Originaltitel: ...... 無限の住人

Rômaji: ...... Mugen no jûnin

Alternativtitel: ...... Blade of the Immortal - Rache stirbt nie

Produktionsland und Jahr: ...... Japan 2017

Regie: ...... Takashi Miike

Drehbuch: ...... Tatsuya Oishi

Darsteller: ...... Takuya Kimura, Hana Sugisaki, Sôta Fukishi, Hayato Ichihara, Ebizô Ichikawa, Ken Kaneko u.a.

Links: ...... OFDb, IMDb




Tausend Tote gegen die Unsterblichkeit


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Obwohl ich eigentlich ein großer Anhänger japanischer Filmkunst bin und die Kultur des Landes zutiefst bewundere, tue ich mich doch immer noch recht schwer mit Manga. Gerade mal eine Handvoll Serien habe ich über die letzten 20 Jahre gelesen (was aber sicherlich auch daran liegen mag, das hierzulande kaum Serien für ein älteres Publikum veröffentlicht werden). Eine der wenigen Reihen, die mein Interesse geweckt haben und deren Geschichte ich über viele Bände hin verfolgte, war Blade of the Immortal aus der Feder von Hiroaki Samura. Entsprechend freute ich mich dann natürlich, als ich erfuhr, das sich ausgerechnet Japans Regiesonderling Takashi Miike in seinem 100 (!!!) Film der Geschichte annimmt.

Auch wenn sich der Film einige kleinere Freiheiten raus nimmt, wie etwa das veränderte Symbol auf Manjis Rücken (Nicht das noch Jemand von Nazi-Samurais anfängt zu reden...), so hält er sich dennoch im Großen und Ganzen inhaltlich recht eng an die Mangavorlage:
Seitdem der Samurai Manji seinen Vorgesetzten gemeuchelt hat, durchstreift er als geächteter Ronin das Land. Begleitet wird er dabei von seiner kleinen Schwester Machi, welche schwer traumatisiert ist, da Sie mit ansehen musste wie ihr eigener Bruder ihren Ehemann im Kampf tötete. Als Beide an eine Gruppe Banditen geraten, töten diese kurzerhand die junge Frau, woraufhin sich Manji wutentbrannt durch ihre Reihen fräst, bis kein einziger von ihnen mehr auf den Beinen steht. Beim Kampf jedoch tödlich verletzt, werden dem sterbenden Ronin von der mysteriösen Hexe Yaobikuni Blutwürmer eingesetzt, welche seine Wunden heilen, eine abgetrennte Hand wieder anwachsen lassen und ihm Unsterblichkeit verleihen.
50 Jahre später lebt Manji zurück gezogen in den Wäldern rund um Edo. Als eines Tages die junge Rin Asano auftaucht, welche seiner toten Schwester Machi aufs Haar gleicht, und ihn darum bittet ihr bei hrer Rache an Kagehisa Anotsu und seiner Gefolgschaft zu helfen, willigt er ein. Was folgt, man kann es bereits erahnen, sind Berge von Toten...

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Bei Blade of the Immortal stand Takashi Miike das wohl größte Budget seiner bisherigen Karriere zur Verfügung. Und das merkt man den Film auch zu jeder Sekunde an. Egal ob Kulissen, Gewänder oder Spezialeffekte, die Optik des Filmes ist einfach ein wahres Fest für die Augen. Zudem hat es Miike auch erstaunlich gut geschafft die Atmosphäre der Mangavorlage einzufangen. Dies betrifft nicht nur die Kämpfe mit allerhand ausgefallenen Waffen und Tricks, sondern auch vor allem die 3 Hauptfiguren der Geschichte: Manji, Rin und Kagehisa. Auch wenn man ihnen Anfangs noch unterstellen möchte von niedrigen Gefühlen wie die Gier nach Macht oder Rachedurst geleitet zu werden, so zeichnet sich mit fortschreitender Laufzeit doch immer mehr ein herauslösen der Charaktere aus üblichen Schwarz-Weiß Schablonen ab. Es geht um Ehre, Loyalität, die Bedeutung des Lebens und die Frage, welche Befriedigung einem das Leid und der Tod eines anderen Menschen eigentlich verschaffen soll, wenn man von Rache spricht. Leider liegt aber auch gleichzeitig bei den Charakteren die große Schwäche des Filmes, denn damit auch jeder der vielen Fans des Manga seiner Lieblingsfiguren im Film wieder finden darf, hat man ihn wirklich bis zur obersten Kante mit Nebenfiguren vollgestopft. Besonders deplatziert wirken dabei etwa die eingeschobenen Geschichten um Shira, ein sadistischer Auftragskiller der für das Shogunat arbeitet, sowie einen Mönch, der von den selben Blutwürmern am Leben gehalten wird wie Manji. Die Handlungsstränge sind so belanglos und haben derart wenig Bezug auf die eigentliche Haupthandlung, das es gar nicht aufgefallen wäre, wenn man Sie komplett entfernt hätte. Und dabei sind dies nur 2 von etlichen Figuren die Auftauchen und wieder in der Belanglosigkeit verschwinden. Immer wieder kommt der Eindruck auf, als hätte man es hier mit einer Serie zu tun, die auf Spielfilmlänge herunter gekürzt wurde. So gibt es besonders in der ersten Hälfte auch immer wieder unerklärliche Handlungssprünge. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist in etwa Rin's Besuch bei Manji, um ihn um Hilfe zu bitten: Erst erklärt Manji Rin noch, das er ihr nicht bei ihrer Rache helfen wird und in der nächsten Szene bringt er plötzlich schon den ersten Schurken für Sie um die Ecke.
Glücklicher Weise hat es Takashi Miike aber geschafft, das viel zu voll gestopfte Drehbuch von Tetsuya Oishi so fließend zu inszenieren, dass die Geschichte durch ihre unzähligen Figuren und Nebenhandlungen nicht zu Episodenhaft und zerfahren wirkt.

Was die Action angeht, eines der großen Kernelemente von Blade of the Immortal, so hat der Film für Fans von klassischen, japanischen Chanbara allerhand zu bieten. Genauer gesagt vergehen kaum mehr als 10 Minuten ohne das gekämpft wird. Dabei werden die Auseinandersetzungen nicht nur mit allerhand ausgefallenen Waffen bestritten, sondern bestechen auch durch eine gute Choreographie. Lediglich im Finale wirkt es etwas altbacken, wenn Manji von einer ganzen Armee umkreist wird, aber immer nur ein Wiedersacher nach dem Anderen angreift, um mit einen gezielten Schlag nieder gestreckt zu werden. So etwas hat sicherlich in den klassischen Samuraifilmen der 60'er Jahre gut funktioniert, wirkt aber zu heutiger Zeit, selbst für eine nicht unbedingt realistische Mangaverflimung, etwas zu gestellt. Erwähnt werden sollte zudem auch der deutlich gesenkte Gewaltgrad gegenüber der Vorlage. Während Hiroaki Samura's Mangavorlage sich immer wieder in bluttriefenden Splatterorgien ergeht, so hat man für die Verfilmung, zugunsten der Tauglichkeit für ein Massenpublikum, auf exzessive Blutfontänen und allzu detallierte Ansichten von abgetrennten Körperteilen verzichtet. Dennoch ist der gezeigte Gewaltgrad immer noch recht hoch, nur hat Miike die Perspektiven bei Manjis Arbeit so gewählt, das zwar immer zuerkennen ist was seinen Widersachern widerfährt, jedoch niemals direkt offene Wunden gezeigt werden.

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Fazit:
Auch wenn Blade of the Immortal einfach zu viel aus der Mangavorlage aufgreifen möchte und dadurch stellenweise ziemlich überladen wirkt, so hat Takashi Miike hier dennoch ein ziemlich unterhaltsames Stück Jidaigeki / Chanbara Filmkunst geschaffen, das neben einer opulenten Optik und viel handgemachter Action auch 3 überraschend tiefgründigen Hauptfiguren zu bieten hat. Zwar reicht das Werk auch ein weiteres Mal nicht an Miikes Schaffen aus seiner Glanzzeiten heran, jedoch kann man hier ohne Zweifel von einer seiner bisher besten Arbeiten sprechen, seitdem er ins japanische Mainstream Geschäft gewechselt hat.


© Text Johnny Danger, MEDUSIS X 28.01.2018
© Bildmaterial Ascot (Deutschland)


bewertung07/10


 
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