
Blessing Bell
Originaltitel: ...... 幸福の鐘
Rômaji: ...... Kôfuku
no kane
Alternativtitel:
Produktionsland
und Jahr: ......
Japan 2002
Regie: ......
Sabu
Drehbuch: ......
Sabu
Darsteller: ......
Susumu
Terajima, Naomi Nishida, Itsuji Itao u.a.
Links: ......
OFDb, IMDb
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Mit Blessing Bell trifft man
auf den seltenen Fall, bei dem das Melancholische und
das Absurde, das Lyrische und das Skurille, das Starre und das Rasende
zu einer
Einheit verschmelzen
(Deutsche Werbezeile
Rapid Eye Movies) |
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Was Filme mit einem außergewöhnlichem Konzept
angeht,
da ist Hiroyuki "Sabu" Tanaka wirklich eine Koryphäe auf seinem Gebiet.
Dies erweist er auch erneut mit 2002 entstandenen Blessing Bell.
Hier schickt er einen stummen Protagonisten, welcher auf den Namen
Igarashi hört, auf eine scheinbar ziellose Wanderung quer durch die
Großstadt. Angefangen bei einer verlassenen Fabrikanlage über
Wohngegenden bis hin zum Strand. Hierbei trifft er auf einen Yakuza,
rettet Kinder aus einem brennenden Gebäude, gewinnt im Lotto und wird
anschließend von einer Frau beklaut, der er eigentlich nur helfen
wollte.
Was Blessing Bell auszeichnet, ist seine ruhige, fast schon
meditative Erzählung. Statt auf schnelle Schnitte zu setzen, wie es bei
modernen Filmen mittlerweile üblich ist, sind viele Szenen aus
lediglich einer Perspektive gefilmt. Dies verleiht dem Film einen
außergewöhnlich natürlichen Charakter wobei man sich als Zuschauer
oftmals wie direkt im Geschehen fühlt. Die Hauptfigur Igarashi lässt
Sabu dabei durch eine Kette von Ereignissen, scheinbar ziellos durch
den Film treiben. In mancher Hinsicht kann man das Dahintreiben aber
auch als Suche nach dem Sinn des Lebens sehen wobei an manchen Stellen
auch nicht mit Kritik an der Gesellschaft gesparrt wird. Besonders in
Erinnerung geblieben ist mir dabei eine Szene in welcher Igarashi auf
einer Bank sitzt, neben ihm ein Obdachloser, und Stellenanzeigen in
einer Zeitung durchliest. Genauso wie in deutschen Gefilden, haben auch
in Japan fast nur junge, hochqualifizierte Fachkräfte eine reale Chance
auf einen guten Arbeitsplatz. Besonders Ältere bleiben hier meistens
auf der Strecke. Anders als in Deutschland heißt auf der Strecke
bleiben in Japan allerdings nicht sich mit Arbeitslosengeld oder
Sozialhilfe über die Runden zu kämpfen, sondern oftmals auf der Straße
leben. Zwar bezieht Sabu im Film keine politische Stellung bezüglich
des Umgangs mit diesem Thema, jedoch weißt er unmissverständlich auf
ein gesellschaftliches Problem hin, welches es zu bewältigen gilt.
Und als Ibarashi schließlich am Ende einer Reise angekommen ist, wobei
er wirklich von einem Fettnäpfchen ins Nächste getreten ist, was macht
er da? Er dreht einfach um und läuft zurück. Das Ende der Geschichte,
welches ich hier nicht verraten will, ist dann schließlich auch so
einfach wie brilliant.
Auch wenn Sabu mit Blessing Bell im Endeffekt kein
Meisterwerk gelungen ist, wie er es etwa bei seinem vorzüglichem Postman
Blues (Posutoman burusu, 1997) vollbrachte, ist der Film dennoch
ein außergewöhnlich kunstvolles wie tiefgründiges Stück Zelluloid. Zwar
fällt es einem als Zuschauer, besonders am Anfang, recht schwer den
Einstieg zu finden, da man quasi mitten in Geschehen geworfen wird und
aufgrund fehlender Erklärungen auch nicht recht etwas mit dem
Hauptakteur anfangen kann, dennoch übt der Film eine große Faszination
aus sofern man sich erst einmal auf ihn eingelassen hat. Und das Ganze
hat Sabu dann auch noch mit einem, für andere Regisseure sicherlich
erdrückend, niedrigem Budget umgesetzt ohne das der Film dabei
irgendwie billig wirkt. Ein Talent, über welches wahrhaftig nur Wenige
im Filmgeschäft verfügen. Wirklich schade, das seine Filme mittlerweile
kaum noch außerhalb
Japans vermarktet werden. Für mich ist er neben Hirokazu Kore-eda und
Takeshi Miike eines der größten Talente des aktuellen japanischen
Filmes.
© Text Johnny Danger, MEDUSIS
X 09.11.2012
© Bildmaterial Rapid Eye Movies (Deutschland)
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07/10 |
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