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karaoketerror

Karaoke Terror


Originaltitel: ...... 

Rômaji: ...... Showâ kayô daizenshû

Alternativtitel: ...... Karaoke Terror -  The complete japanese Showa Songbook

Produktionsland und Jahr: ...... Japan 2003

Regie: ...... Tetsuo Shinohara

Drehbuch: ...... Sumio Ohmori

Darsteller: ...... Ryûhei Matsuda, Kayoko Kishimoto, Yôichirô
Saitô, Sawa Suzuki, Masanobu Ando u.a.

Links: ...... OFDb, IMDb



„Frauen in unserem Alter haben normalerweise nichts mehr im Leben, womit Sie sich beschäftigen könnten.“
(Filmzitat)


An dieser Stelle möchte ich erst einmal ein ganz dickes Lob für den deutsch/ französischen Kultursender Arte aussprechen, welcher es 2008 tatsächlich gewagt hat diese bitterböse Satire in sein Programm aufzunehmen und in somit auch einem deutschen Publikum zugänglich zu machen.

karaoketerrorIn diesem extremen Generationskonflikt, welcher auf einem Roman Ryû Murakami, dem Schöpfer von Tokyo Decadence (Topazu, Japan 1992), basiert, lernen wir den attraktiven aber auch etwas schrägen Osamu Sugioka (Masanobu Ando) kennen, der in seiner Freizeit am liebsten mit seinen Freunden abhängt und japanische Lieder aus der Shôwa Ära singt. Gerne geschieht dies auch in exzentrischen Outfits am Strand, in Form einer exzessiven Karaoke Party.
Als Sugioka die adrette Mittdreißigerin Yanagi (Shungiku Uchida) ins Auge sticht, kann der Hormon gesteuerte Jungspund einfach nicht anders und versucht Sie spontan zu einer flotten Nummer zu überreden. Die adrette Dame lässt sich jedoch nicht gerne von Fremden in den Hintern kneifen und lässt ihn eiskalt abblitzen. Daraufhin schlitzt Sugioka ihr in Rage die Kehle auf. Während er sich nun wenig später mit seiner Tat vor seinen Freunden brüstet, beschließen Yanagi's Freundinnen, eine Gruppe geschiedener Frauen die neben dem Vornamen Midori auch die Leidenschaft für Lieder aus der Shôwa Ära teilen (Ebenso wie Sugiokas Truppe), blutige Rache zu nehmen. Dies beschwört allerdings wieder herum einen Racheakt der jungen Männer herauf. So kommt es schließlich das sich beide Seiten gegenseitig dezimieren, bevor Ishihara (Ryûhei Matsuda), der letzte Überlebende Freund Sugioka's, die ganze Geschichte Wortwörtlich mit einem riesigen Knall enden lässt.

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Dialog zwischen dem Ladenbesitzer Hirota (Yoshio Harada) und Sugioka's Freunden:

„Was für eine Art sind sie? Sind sie mittellos weil ihre Ehemänner sie verlassen haben? Oder die Art, welche keine guten Hostessen mehr abgibt, weil sie zu alt sind?“

„Nein, sind sie nicht. Unseren Recherchen zufolge sind sie der Typ, der in Schwimmvereine geht und Karaoke singt.“

„Sie tragen keine Schnäppchen Klamotten aus Restposten Läden.Sie gehen in Boutiquen und Designer Shops.“

„Ihr meint die Sorte, die phantasievolle Lieder von Frank Nagai singen in Pups mit Kronleuchter“

„Ja. Frank Nagai“

„...oder Sashiko Nishida... und auch Yuming“

„Sie sind diese Sorte, die in Restaurants mit großen Fenstern geht und Pasta mit ganz vielen Pilzen isst.“

„...und Risotto“

„… oder überbackene Zwiebelsuppe“

„… und sie essen auch indonesisches Pilaw.“

„… GYAHHH!! Fallt tot um!!!“

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karaoketerror Ein Meisterwerk ist Tetsuo Shinohara mit seiner Verfilmung von Showâ kayô daizenshû leider nicht gelungen. Besonders im Mittelteil hat er deutlich mit sich scheinbar endlos in die Länge ziehenden Dialogpassagen zu kämpfen. Jedoch ist allein schon die Grundidee dieser bitterbösen Gesellschaftssatire derart durchgeknallt, das wohl jeder Freund bizarrer Filme seine Freude mit Karaoke Terror haben dürfte. In seiner drastischen Konsequenz wird er zudem noch von einigen beinahe schon ausufernden Gewaltszenen unterstützt, bei denen besonders die recht kreativ in Szene gesetzte ''Abfertigung'' Sugiokas im Gedächtnis bleibt. Musikalisch untermalt wird das Gezeigte dabei durchweg von japanischen Liedern aus der Shôwa Ära, welche die Darsteller permanent vor sich hin trillern. Diese außergewöhnliche Soundtrack Idee mag sich dabei sicherlich für viele merkwürdig anhören, funktioniert im filmischen Endprodukt aber tatsächlich wunderbar.
Die Charaktere sind, passend zum sarkastischen Unterton, wunderbar exzentrisch gestaltet. Allerdings lassen durch das ständige hin und her springen der Hauptfiguren besonders die Nebenrollen etwas an Tiefe vermissen. Ebenso wird wohl auch die Darstellung von Frauen mittleren Alters, welche hier mit ihrer Selbstgefälligkeit als größtes Übel in der japanischen Gesellschaft beschrieben werden, bei einigen sicherlich lediglich ein zynischen Schmunzeln hervor rufen. Freunde politisch unkorrekten Humors werden bei der dargebotenen konsequenten Übertreibung aber auf jeden Fall ihren Spaß haben. Und spätestens wenn sich unsere Jünglinge von Altstar Yoshio Harada (Stunds – Den Tod im Nacken/ Kono ai no monogatari, Japan 1987) mit Tötungswerkzeug versorgen lassen und dabei noch aberwitzige Diskussionenkaraoketerror mit ihm über die gesellschaftliche Belastung durch die sogenannten Obasans führen, ist ohnehin schnell jegliche Kritik vergessen.

Was also bei Karaoke Terror unter'm Strich bleibt, ist sicherlich kein perfekter oder sonderlich gut gemachter Film. Jedoch macht er mit all seinen verrückten Einfällen ungemein viel Spaß und sticht mit seiner konsequent eigenwilligen Machart geradezu übermächtig aus den Filmen seines Jahrgangs hervor. Karaoke Terror sollte man wirklich gesehen haben, und sei es auch nur um mitreden zu können.

 

Hinweis: Die Dialoge sind frei aus der englischen Version ins Deutsche übersetzt und decken sich
deshalb nicht 1:1
mit denen der deutschen Fassung
© Text Johnny Danger, MEDUSIS X 31.08.2015
© Bildmaterial Synapse Films (USA)


bewertung07/10


 
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