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An dieser Stelle möchte ich erst einmal ein ganz dickes Lob für den deutsch/ französischen Kultursender Arte aussprechen, welcher es 2008 tatsächlich gewagt hat diese bitterböse Satire in sein Programm aufzunehmen und in somit auch einem deutschen Publikum zugänglich zu machen. In diesem extremen Generationskonflikt,
welcher auf einem Roman Ryû Murakami, dem Schöpfer von Tokyo Decadence (Topazu, Japan 1992),
basiert, lernen wir den attraktiven aber auch
etwas schrägen Osamu Sugioka (Masanobu Ando) kennen, der in seiner
Freizeit am liebsten mit seinen Freunden abhängt und japanische
Lieder aus der Shôwa Ära singt. Gerne geschieht dies auch in
exzentrischen Outfits am Strand, in Form einer exzessiven Karaoke
Party. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- Dialog zwischen
dem Ladenbesitzer Hirota (Yoshio Harada) und Sugioka's Freunden: „Was für eine Art sind sie? Sind sie mittellos weil ihre Ehemänner sie verlassen haben? Oder die Art, welche keine guten Hostessen mehr abgibt, weil sie zu alt sind?“ „Nein, sind sie nicht. Unseren Recherchen zufolge sind sie der Typ, der in Schwimmvereine geht und Karaoke singt.“ „Sie tragen keine Schnäppchen Klamotten aus Restposten Läden.Sie gehen in Boutiquen und Designer Shops.“ „Ihr meint die Sorte, die phantasievolle Lieder von Frank Nagai singen in Pups mit Kronleuchter“ „Ja. Frank Nagai“ „...oder Sashiko Nishida... und auch Yuming“ „Sie sind diese Sorte, die in Restaurants mit großen Fenstern geht und Pasta mit ganz vielen Pilzen isst.“ „...und Risotto“ „… oder überbackene Zwiebelsuppe“ „… und sie essen auch indonesisches Pilaw.“ „… GYAHHH!! Fallt tot um!!!“ ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ein Meisterwerk ist Tetsuo Shinohara
mit seiner Verfilmung von Showâ kayô
daizenshû leider nicht
gelungen. Besonders im Mittelteil hat er deutlich mit sich scheinbar
endlos in die Länge ziehenden Dialogpassagen zu kämpfen. Jedoch ist
allein schon die Grundidee dieser bitterbösen Gesellschaftssatire
derart durchgeknallt, das wohl jeder Freund bizarrer Filme seine
Freude mit Karaoke Terror
haben dürfte. In seiner drastischen
Konsequenz wird er zudem noch von einigen beinahe schon ausufernden
Gewaltszenen unterstützt, bei denen besonders die recht kreativ in
Szene gesetzte ''Abfertigung'' Sugiokas im Gedächtnis bleibt.
Musikalisch untermalt wird das Gezeigte dabei durchweg von
japanischen Liedern aus der Shôwa Ära, welche die Darsteller
permanent vor sich hin trillern. Diese außergewöhnliche Soundtrack
Idee mag sich dabei sicherlich für viele merkwürdig anhören,
funktioniert im filmischen Endprodukt aber tatsächlich wunderbar. Was also bei Karaoke Terror unter'm Strich bleibt, ist sicherlich kein perfekter oder sonderlich gut gemachter Film. Jedoch macht er mit all seinen verrückten Einfällen ungemein viel Spaß und sticht mit seiner konsequent eigenwilligen Machart geradezu übermächtig aus den Filmen seines Jahrgangs hervor. Karaoke Terror sollte man wirklich gesehen haben, und sei es auch nur um mitreden zu können. Hinweis: Die Dialoge sind frei aus der englischen Version ins Deutsche übersetzt und decken sich deshalb nicht 1:1 mit denen der deutschen Fassung © Text Johnny Danger, MEDUSIS X 31.08.2015 © Bildmaterial Synapse Films (USA)
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