
Kiba, der Leibwächter
Originaltitel:
......
Rômaji:
......Bodigâdo kiba
Alternativtitel:
......
Karate Kiba, Bodyguard Kiba
Produktionsland und Jahr:
...... Japan 1973
Regie:
...... Ryuichi Takamori
Drehbuch:
...... Ikki Kajiwara
Darsteller:
...... Shin'ichi
''Sonny'' Chiba, Mari Atsumi, Eiji Gô,
Ryôhei
Uchida u.a.
Links: ......
OFDb, IMDb
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„Die Hand
ist nicht zum streicheln
sondern zum kämpfen da!“
(Filmzitat)
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Verspielte Bildkompositionen,
Knochenbrechende Handkanten, wilde Verfolgungsjagden... Kiba, der
Leibwächter ist wahrlich 70'er Jahre Sleaze in Reinkultur.
Die Geschichte dieses, auf einem Manga
von Ikki Kajiwara basierenden japanischen Gangster & Martial Arts
Vehikels an sich ist denkbar einfach gehalten und schnell zusammen
gefasst: Kiba (Shin'ichi ''Sonny'' Chiba) befindet sich gerade auf
den Rückflug aus den USA in seine japanische Heimat, als eine Bande
Krimineller mit Waffengewalt versucht die Kontrolle über das
Flugzeug an sich zu reißen. Die perfekte Gelegenheit für Kiba, seine
Karate Fähigkeiten imposant zur Schau zu stellen. Und so prügelt er
kurzerhand die gesamte Truppe zu Klump. Wieder am Boden, nutzt er den dadurch entstandenen
Presserummel um sich und seine Dienste als Leibwächter zu bewerben.
Wenig später steht dann auch schon seine erste Kundin in Form einer
jungen, mysteriösen Frau (Mari Atsumi) vor der Tür. In Anbetracht einer saftigen
Bezahlung nimmt der harte Bursche den Auftrag freudig an. Das schon
bald sprichwörtlich die Kacke am dampfen ist, ahnt Kiba dabei
allerdings noch nicht. Denn wie sich heraus stellt ist die Dame die
Witwe eines kürzlich ermordeten, amerikanischen Mafiapaten und will
mit einer beachtlichen Menge Rauschgift das Geschäft ihres Lebens
machen. Irgendwie klar, das da auch allerhand Gesindel angelockt
wird. Und so muss Kiba für seine Geld Knochenbrechen und Gesichter
zertrümmern bis sich die Balken biegen...
„Seine Rechte mäht wie eine Sense“,
dieser Werbeslogan vom deutschen Verleih in den 70'ern ist hier
wirklich Programm. Gegen Sonny Chiba's Faust hat Nichts
und Niemand eine Chance: keine Axt, kein Messer und erst recht keine
Pistolenkugel. 1 – 2 Fausthiebe und selbst der stärkste Gegner
liegt vor ihm am Boden. Schade nur, das die Choreographie der Kämpfe
genauso launisch ist wie die Kämpfe kurz sind. Hinzu kommt auch noch
eine sehr unübersichtliche Kameraarbeit bei den Kampfszenen, welche
es fast unmöglich macht, die Geschehnisse zu überblicken.
Abseits der Schlägereien wurde Kiba,
der Leibwächter von Regisseur Ryuichi Takamori sehr routiniert abgefilmt.
Besondere Einfälle oder dramatische Wendungen in der Geschichte gibt
es keine aber dafür hat Kameramann Yoshio Nakajima den Film Visuell
sehr ästhetisch eingefangen. Die Farben der Kleidung sind immer auf
die Farben der Umgebung abgestimmt, die Kolorierung ist in jedem
einzelnen Bild Bunt und einprägend stark, und die Kamerafahrten sind
mit Einfällen wie extrem Close Ups der Augenpartien, um die
Emotionen besser hervor zu arbeiten, herrlich verspielt. Dies und
viel mehr bringt dann auch ein weiteres Mal dem westlichen Zuschauer
den außergewöhnlichen japanischen Sinn für Ästhetik näher.
Gefördert wird dieses prächtige, visuelle Schauspiel außerdem noch durch einenstimmigen Soundtrack von Toshiaki
Tsushima. Die Musik, welche deutlich von Ennio Morricone's Schaffen
inspiriert wurden ist, untermalt das Geschehen sehr passend und
schafft es an einigen Punkten durch gezielt gesetzte Akzente sogar
innerhalb dieses, doch sehr überraschungsarmen Filmes, etwas Spannung
zu erzeugen.
Auch
erwähnenswert sind außerdem die
guten Darsteller, deren Leistung deutlich über dem Niveau solch
schnell herunter gekurbelter 70'er Jahre Sleaze Filme liegt. Neben
Hauptdarsteller Sonny Chiba, welcher allein durch seine imposante
Präsenz einmal mehr aufzeigt wieso er einer der beliebtesten
asiatischen Schauspieler seiner Generation ist, glänzt vor allem
Mari Atsumi als undurchschaubare Femme Fatale. Gleichzeitig
zerbrechlich und verschlagen liefert Sie eine wirklich starke
Leistung ab. Schade nur, das Sie nach ihrem Mitwirken an rund 30 Film
und TV Produktionen recht schnell wieder in der Versenkung verschwand.
In einer
weiteren, etwas kleineren Rolle glänzt außerdem einmal mehr Eiji
Gô. Der Mann, welcher den Meisten wohl am ehesten durch seine Rolle
als durchgeknallter Psychopath in Yuki Noda's Kultstreifen Der Tiger
von Osaka (O-ka
no onna: Akai wappa, Japan 1974) bekannt sein dürfte, ist hier, mit seinem
unverwechselbaren kantigen Gesicht, mal wieder in seiner Paraderolle als Schurke zu bestaunen.
Im Ganzen betrachtet hat Kiba, der
Leibwächter also wirklich viele Komponenten, an denen sich der
geneigte Filmfreund erfreuen kann. Jedoch kann Ryuichi Takamori's
Film gerade bei den Actionszenen überhaupt nicht punkten. Es ist
einfach Alles zu schlecht choreographiert und zu wirr und
unübersichtlich gefilmt. Und da Kiba, der Leibwächter
eigentlich
gerade ein Actionfilm sein möchte, geht er ganz schön baden.
Schade... Was bleibt ist aber immerhin schäbig charmante
Unterhaltung für Zwischendurch, bei der ich mich immer wieder zurück
versetzt fühle in die herrlich unbequemen Holzsitze unseres alten,
verrauchten und mittlerweile leider geschlossenen Regina Kinos am
Bahnhof. Dort konsumierte ich nicht nur so manch amüsanten Film,
sondern dürfte während der Vorstellung, wegen des bei jeden Schritt
laut knarschenden Holzfußbodens, auch nicht auf Toilette gehen. Aber
das nur so ganz nebenbei.
© Text Johnny Danger, MEDUSIS
X 27.03.2016
© Bildmaterial Eyecatcher Movies (Deutschland)
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06/10 |
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