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usagidoroppu

Usagi doroppu


Originaltitel: ...... うさぎドロップ

Rômaji: ...... Usagi doroppu

Alternativtitel: ...... Usagi Drop, Bunny Drop

Produktionsland und Jahr: ...... Japan 2011

Regie: ...... Sabu

Drehbuch: ...... Sabu

Darsteller: ...... Ken'ichi Matsuyama, Mana Ashida, Karina u.a.

Links: ...... OFDb, IMDb



Ausnahmeregisseur Sabu verblüfft doch tatsächlich immer wieder...


usagidoroppuHiroyuki ''Sabu'' Tanaka, dessen Film Postman Blues (Posutoman burusu, 1997) für mich auch heute noch einer der außergewöhnlichsten und besten Filme der 90'er darstellt, beweist mit Usagi doroppu ein weiteres mal, das er auch im neuen Jahrtausend zu Japan's größten Regietalenten gezählt werden kann. Während seine voran gegangenen Filme eigentlich fast ausschließlich sarkastische Komödien waren, beschreitet er in diesen Film völlig neue Wege.
Im Mittelpunkt von Usagi doroppu steht der 30 jährige Daikichi (Ken'ichi Matsuyama), dessen Leben sich bisher ganz auf seine berufliche Karriere konzentrierte. Dies ändert sich jedoch abrupt, als er bei der Totenwache seines Großvaters dessen 6 jährige, schweigsame Tochter Rin (Mana Ashida) begegnet. Während alle anderen Familienmitglieder heißblütig diskutieren wohin man das Mädchen nun am besten abschieben soll, entschließt sich der junge Mann spontan sich ihrer anzunehmen. Das sich ein Kind in Kombination mit seiner zwar gut bezahlten aber auch sehr aufopferungsvollen Position in der Firma überhaupt nicht verträgt, muss er jedoch schon wenig später feststellen...

usagidoroppuDer Film, welchen Sabu nach einer Mangavorlage von Yumi Unita schuf, entstand mit einem sichtbar kleinen Budget in Kawasaki (Präfektur Kanagawa) und zeigt einmal mehr auf, zu welchen Höchstleistungen Sabu auf dem Regiestuhl fähig ist. Mit Leichtigkeit zeigt er in Usagi doroppu auf, das er auch das schwierige Genre des Familiendramas beherrscht. Die Bildsprache ist bei seiner Inszenierung wunderbar ruhig und an vielen Stellen lässt sich nur anhand der Mimik und Gestik der Charaktere erkennen, was in ihnen vorgeht. Ein Highlight dabei sind in etwa Daikichi's Überlegungen, ob er Rin in ein Kinderheim geben soll. Ohne auch nur ein Wort über sein Gedankenspiel zu verlieren, liegt er seelenruhig auf den Boden und starrt lange die Decke an. Ohne auch nur ein Wort über seine Entscheidung verloren zu haben, weiss der Zuschauer jedoch sofort, anhand der starken Bildsprache, über das Gedankenspiel und dessen Resultat zugunsten Rin's bescheid.
Auch deutliche Kritik an der japanischen Leistungsgesellschaft, die keinen Raum für Familie läßt, wurde von Sabu recht geschickt in die Geschichte eingebaut. So muss Daikichi etwa in seiner Firma vom hochdekorierten Teamleiter zum simplen Arbeiter absteigen, um endlich genug Zeit für Rin zu finden. Und dies tut er auch unter deutlicher Kritik seiner Kollegen, die sein Handeln als egoistisch gegenüber der Gruppe empfinden, was auch sehr deutlich jenen Gruppenzwang aufzeigt, denen sich der einzelne Japaner tagtäglich beugen muss.
Die beiden Hauptdarsteller sind für die Ansprüche der Geschichte sehr gut ausgewählt, wobei besonders der japanische Kinderstar Mana Ashida mit ihrer Leistung hervor sticht. Wunderbar liebenswürdig und nachdenklich verkörpert Sie die zurück haltende Rin, welche erst mit der Zeit bei Daikichi auftaut und ihm ihren fröhlichen Charakter offenbart. Was auch gefällt ist, das Sabu dabei bei seiner sehr ruhigen und harmonischen Erzählweise auf das eigentlich schon obligatorische Drama zum Ende hin verzichtet. Genauso usagidoroppuwenig geht er genauer auf die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Daikichi und der Mutter des besten Freundes von Rin ein. Allerdings liegt bei der Entscheidung zu dieser Erzählweise auch der große Haken von Usagi doroppu, welcher vor allem Mainstream Gucker schwer auf den Magen schlagen wird. Denn ohne großen Streit oder einen dramatischen Schicksalsschlag im letzten Drittel, fehlt dem Film auch etwas der große Höhepunkt in dem die Geschichte gipfelt und dem Zuschauer den entscheidenden, erinnerungswürdigen Moment beschert. Aber wie bereits erwähnt, dürfte eben gerade dieses Manko auch der große Pluspunkt für jeden Freund des etwas unkonventionelleren Kinos darstellen.

Zusammenfassend kann man also sagen, das es Sabu zwar auch bei Usagi doroppu wieder nicht ganz schafft an die großen Meisterwerke anzuknüpfen, die er zu Beginn seiner Karriere drehte. Aber das muss er auch gar nicht, denn Usagi doroppu ist auch ohne die künstlerischen Ergüsse von einst faszinierendes und einfach gut gemachtes Kino mit einigen wunderbar schrägen Charakteren sowie die Musik der deutsche Band ''Wir sind Helden'' als perfekt passende musikalische Untermalung. Zudem findet Sabu, im Gegensatz zur Mangavorlage von Yumi Unita, auch zur rechten Zeit den Absprung und wälzt die Geschichte nicht noch unnötig aus. Im Manga geht man nämlich tatsächlich so weit, und springt in die Zukunft um zwischen der volljährigen Rin und Daikichi eine Liebesgeschichte aufzubauen.

 

© Text Johnny Danger, MEDUSIS X 20.06.2015
© Bildmaterial Happinet (Japan)



bewertung07/10


 
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